Friedrich Torberg, Schriftsteller, Journalist und Publizist schuf mit seinem 1975 erschienenen wehmütigen Werk „Die Tante Jolesch oder der Untergang des Abendlandes in Anekdoten“ eine Hommage an die versunkene Tradition des Kaffeehauses in Wien und Prag.
Diese Anekdote ist zu den berühmten Krautfleckerln der Tante Jolesch in Buch zu finden:
Kurz vor ihren Ende – friedlich, umsorgt von der Familie – gab die Tante Jolesch mit ihrem letzten Ausspruch das Geheimnis ihrer berühmten Kochkunst preis, als sie gefragt wurde:
„Tante – ins Grab kannst du das Rezept ja doch nicht mitnehmen. Willst du es uns nicht hinterlassen? Willst du uns nicht endlich sagen, wieso deine Krautfleckerln immer so gut waren?“
Die Tante Jolesch richtete sich mit letzter Kraft ein wenig auf: „Weil ich nie genug gemacht hab…“ Sprach’s, lächelte und verschied.
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Ganz zu Beginn unserer Ehe war der liebe Hausherr „krautfleckerlgeschädigt“, er hat sie wohl in seiner Lehrzeit zu oft bekommen, noch dazu waren sie lt. seinen Erzählungen damals meist gatschert zubereitet, das Kraut zu weich und tot gedünstet.
Mittlerweile kann er sich dafür begeistern, es ist sogar schon so weit, dass er meint „Krautfleckerln könntest auch wieder einmal machen“. Ich freue mich drüber, denn ich mag sie ausgesprochen gerne.
An sich ist es eine vegetarische Speise, ich gebe dem Hausherrn zuliebe jedoch recht gerne etwas knusprig gerösteten Speck oder eine Handvoll Grammeln als Zugabe obenauf.
Hier meine Version, ich hoffe, die Tante Jolesch schaut von oben wohlwollend auf mich herab!
2 – 3 Portionen:
200 -220 g Fleckerl-Nudeln
1 kleine Zwiebel, geschält, fein gehackt
1 EL brauner Zucker
1 Prise Kümmel (gemahlen)
1/2 EL edelsüßes Paprikapulver (alternativ passt auch das geräucherte Paprikapulver, z.B. Piementon de la Vera dulce)
Salz, Pfeffer aus der Mühle
1 kleiner Kopf vom jungen Kraut (Spitzkohl eignet sich auch sehr gut), ca. 600g
Öl, Butter- oder Schweineschmalz
Etwas Weißwein (2-3 EL)
fein gehackte Petersilie
faklultativ: 50 g Räucherspeck oder Grammeln
Zubereitung
Vom Kraut die äußeren Blätter und den Strunk entfernen, dann in ca. 2 cm große Stücke schneiden.
Die fein geschnittene Zwiebel mit dem Zucker in Öl oder Schmalz goldgelb anrösten, leicht karamellisieren.
Das Kraut dazugeben, kurz durchrösten, mit Paprika, Kümmel, Salz und Pfeffer würzen, mit etwas Weißwein begießen und unter oftmaligen rühren auf kleiner Flamme bissfest zu schöner goldenen Farbe rösten und karamellisieren lassen.
Währenddessen die Fleckerl in reichlich Salzwasser kochen, abseihen und abtropfen lassen, dann gut mit dem Kraut vermischen, die fein gehackte Petersilie unterheben.
Den klein gewürfelten Speck/ die Grammeln in einer Pfanne ohne Fett knusprig braten.
Die Krautfleckerl in passenden Tellern anrichten, mit dem Speck bestreuen.
P.S.: wir lieben die Krautfleckerl gut gepfeffert – also wird bei Tisch noch einmal kräftig die Mühle bemüht und der Hausherr gibt auch noch etwas Paprikapulver drüber
Das hätte sowohl der Tante Jolesch als auch dem Friedrich Torberg gut geschmeckt
Das hoffe ich sehr, Eva! Ich hätte auch beide sehr gerne getroffen – vielleicht in ferner Zukunft ??